Zeit zum Innehalten – Zeit zum Sitzen

In diesen Tagen erleben wir eine Zeit, in der vielen von uns – völlig unverhofft – endlich einmal wieder genau das bleibt: viel Zeit.

Zeit, in der viele Dinge blockiert sind. Keine Schule, für viele keine Zeit, die für den Weg zur Arbeit aufgebracht werden muss. Aber auch keine Zeit für den Stadionbesuch, den Gang ins Kino oder in die Kneipe. Keine Reisen.

Doch wenn wir den Blick weiten können wir erkennen, dass an anderer Stelle so manche Dinge plötzlich frei werden, dass wir für andere Dinge auf einmal Zeit haben. Hier ist vor allem und aus erlebnispädagogischer Perspektive die Zeit für Reflektion – also den Blick auf uns selbst zu nennen.

Wir hatten bei Insight Outside in den letzten Wochen so viel zu tun, dass wir es gar nicht mehr geschafft haben unseren Blog zu pflegen. Das Frühlingsprogramm war vorzubereiten, wir waren unterwegs in Schulen und Kitas und haben Anfragen bearbeitet. Wir durften im Januar fortbildende Workshops bei der Bundestagung des Freiwilligen Ökologischen Jahres und im evangelischen Dekanat Kronberg halten und waren auch sonst stark mit alltäglichen Dingen beschäftigt.

Doch jetzt, da das Bildungssystem bei uns in RLP bis Ostern weitgehend lahmgelegt ist, wollen wir uns neben einigen hintergründigen Aufgaben, die anfallen vor allem auf die Chancen besinnen, die diese Zeit uns bietet. Eine Sache, die man in der Einsamkeit nicht nur sehr gut machen kann, sondern für die man die Einsamkeit geradezu benötigt ist die erste Routine der Wildnispädagogik nach Jon Young. Hierzu wird gesagt:

„Finden Sie einen Ort in der natürlichen Welt, den Sie immer wieder aufsuchen und den Sie kennenlernen, als wäre er Ihr bester Freund. An diesem Ort werden Sie lernen stillzusitzen – häufig, alleine und ruhig – bevor Sie auf spielerische Art und Weise die Umgebung erkunden. Dieser Ort wird Ihr ganz persönlicher Platz, an dem Sie eine intensive Verbindung mit der Natur eingehen.“
Young, Jon; Haas, Ellen; McGown, Evan: „Grundlagen der Wildnispädasgogik – Mit dem Coyote-Guide zu einer tieferen Verbindung zur Natur. Buch 1 – Handbuch für Mentoren“; Biber-Verlag Extertal 2014; S. 43

Diese Routine erdet im wahren Wortsinn. Es ist schön, wenn man hierfür einen Platz in der möglichst unberührten Natur finden kann, jedoch ist sie aus unserer Sicht auch durchaus im eigenen Garten durchführbar und kann auch hier schon zu einigen Erkenntnissen führen. Welche das sind? Probiert es doch einfach selber aus und vor allem: Nehmt Euch Zeit! Denn sie ist da! Jeden Tag und für uns alle! Es ist spannend, wie die Umgebung auf den routinemäßig anwesenden und ruhigen Menschen reagiert. Und bestimmt ist es auch spannend, wie der Mensch auf die umgebende Natur reagiert und auf welche Gedanken er dabei kommen mag…

Wir wünschen allen einen besonnenen, sinnstiftenden und gesunden Frühling 2020!