Zeit ist Leben
In letzter Zeit sind nur relativ wenige Einträge in unserem Blog erschienen. Dies bedeutet nicht, dass bei uns nichts los wäre. Nur glauben wir nicht, dass unsere Leser gerne über Dinge wie die Gestaltung von Info-Flyern o. ä. lesen wollen. Man möge sich die Flyer dann lieber selbst ansehen.
Daher soll es heute einmal nicht um aktuelle Infos zu unseren Tätigkeiten gehen, sondern um ein Thema, das eine unmittelbare Begründung für unsere Erlebnispädagogik liefert. Es handelt sich hierbei nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung. Es geht um den Ausdruck einer höchst subjektiven Wahrnehmung, die an einem sonnigen Wintermorgen in aller Ruhe bei einer Tasse Tee formuliert wurde. Vielleicht gibt es aber doch Leserinnen oder Leser, die ähnliche Erfahrungen machen…
„Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“ So heißt es in Michaels Endes Bestseller Momo aus dem Jahr 1973. In dem Buch wird sehr anschaulich ein kollektiver Irrtum – oder besser: ein kollektiver Wahn – dargelegt. Hauptbestandteil dieses Wahns ist ein krankhaftes Streben nach Selbstoptimierung und einem über allem stehenden Individualismus. Um diese Ziele (vermeintlich) erreichen zu können, versuchen die Menschen im Roman v. a. eines: Zeit zu sparen. Dabei kommen sie nie ans Ziel, sondern erschaffen – im Gegenteil – eine Gesellschaft des Missmutes und -trauens. Eine Welt, in der jeder nur noch an sich denkt, für nichts mehr Zeit hat, keine Sinnhaftigkeit mehr erkennt und darüber krank wird.
Wenn ich einen Blick darauf werfe, was in unserer Welt alles passiert und vor sich geht, so stelle ich mit einigem Erschrecken fest, dass die in Michael Endes Buch aufgezeigte gesellschaftliche Lage durchaus mit der unseren vergleichbar zu sein scheint. Hierbei genügt ein Blick auf meine unmittelbare Umgebung. Da fallen mir Kinder und Jugendliche auf, die dermaßen verplante Terminkalender haben, dass für einfaches Spiel, das aus sich selbst heraus und ohne Planung entsteht, kaum noch Zeit bleibt. Für Jugendliche gilt selbiges in Bezug auf spontane Verabredungen, um schlicht ein paar schöne, entspannte Stunden miteinander zu verbringen. Von Erwachsenen war hier nun noch gar nicht die Rede. Jedoch gilt für diese das Gleiche, allerdings in oftmals noch erheblich schlimmerem Maße. Die heutige Möglichkeit ständig erreichbar zu sein bzw. andere ständig erreichen zu können macht die Gesamtsituation noch dramatischer. Teilweise beobachte ich Jugendliche, die über einen ganzen Abend nur auf ihr Display schauen, um sich dort sekündlich neu gepostete Bilder anzuschauen. Diese Bilder erhalten maximal ein paar Sekunden Aufmerksamkeit bis man sich wieder mit neuem visuellem Material beschäftigen muss. Wenn das Smartphone dann nach langer Zeit einmal beiseite gelegt wird, bleibt nichts als (Inhalts-)Leere. Denn die Zeit sich mit einem der zahllosen Inhalte näher zu befassen hat sich der Jugendliche nicht genommen. Das menschliche Leben hat in unserer westlichen Gesellschaft eine Geschwindigkeit angenommen, bei der ein Mensch unter Beibehaltung seiner Gesundheit kaum noch Schritt halten kann.
Hier kommt unser natur- und erlebnispädagogisches Angebot ins Spiel. In unserer Arbeit bieten wir bewusst Offline-Settings an. Wir begeben uns aus der Hektik der Stadt in ländliches Gebiet. Es ist die Zeit gekommen, in der alle Beteiligten endlich einmal ihre elektronischen Geräte am besten zu Hause lassen, oder zumindest abschalten. Erlebnispädagogik ist bewusst eher langsam. Eines der wichtigsten Geschenke, die wir unseren Gruppen machen können ist das Geschenk der Zeit. In Bezug zum einleitenden Zitat dieses Textes ist es ein Geschenk des Lebens. Dementsprechend gehen wir an Orte in der belebten Natur. Alle haben genug Zeit, um die Lebendigkeit um sich herum zu atmen, zu spüren und zu merken, dass sie selbst ein Teil davon sind. Dieser Umstand, d. h. die Möglichkeit dieser Erfahrung ist übrigens auch unser wichtigster Beitrag zu einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung. In einer solchen Atmosphäre, in der noch aktiv selbst angepackt wird, um beispielsweise für eine abendliche Licht- und Wärmequelle in Form eines Lagerfeuers zu sorgen, in der würzige Waldluft geatmet wird und in der man´sich selbst und die Anderen als Menschen entdeckt, die selbst voller Leben stecken, kann effektiv und in Ruhe an den Themen der Gruppe und/ oder des Einzelnen gearbeitet werden. Die genauen thematischen Inhalte geben dabei die Menschen vor.
Die reale Welt ist zum Glück nicht exakt so ist, wie in Momo beschrieben, sondern wesentlich vielschichtiger, abwechslungsreicher und komplexer. Es gibt neben den bereits beschriebenen – und wie ich finde – besorgniserregenden Umständen auch eine Menge guter Ideen, Potentiale und die Welt im Positiven verändernde Dinge. (Das Internet ist hierbei sehr oft ein nützliches Werkzeug). Die Gesellschaft ist insgesamt viel toleranter und allgemein offener geworden. Es gibt reichlich Platz für neue Dinge und innovative Lösungen. Vielleicht wollen Sie bzw. Ihre Gruppe ja einmal Ihr Potential im Rahmen eines von uns gestalteten Settings entfalten?
Zum Schluss sei hier noch auf drei aktuelle Angebote zur individuellen Anmeldung hingewiesen, bei denen wir uns schon aufgrund der thematischen Inhalte sehr viel Zeit nehmen werden:
Macht mit bei unseremOutdoor-Skiller: Firestarter-Workshop, lebt eure poetische Ader in der Natur aus oder begebt euch mit uns im Sommer auf die Initiatorische Jugendwanderung in der Eifel!
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