Innehalten, Zeit für Gedanken und Reflektion – der Westen
In unserer Erlebnispädagogik arbeiten wir liebend gern mit Kreisen und Rädern, die in ihrer im Grunde genommen sehr einfachen Symbolik sehr viele Aspekte menschlichen Lebens beinhalten. Dies geschieht jeweils altersgemäß und auf eine Art und Weise, die zum Ausprobieren und Handeln einlädt. Im letzten Jahr haben wir uns im Sommerwaldlager mit dem Kreis der natürlichen Elemente befasst, In diesem Jahr soll es um den Kreis der vier Himmelsrichtungen gehen. In einer kleinen Reihe an Blogeinträgen wollen wir ein paar Worte zu den Himmelsrichtungen und ihrer symbolischen Bedeutung sagen.
Im letzten Teil dieser kleinen Reihe ging es um den Süden und seine kindliche Kraft. Doch im Sommerwald werden wir noch viel mehr erkunden als nur den Bereich des Übermaßes und des kindlichen Spaßes. Denn in allen Menschen wirkt nach unserem Verständnis jedes Lebensalter und jede Himmelsrichtung, auch wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sommerwaldlagers ihre aktuelle Heimat vorrangig im Süden haben, so haben auch sie in ihren Leben mit Aspekten des Westens zu tun.
Der Westen folgt auf der Reise durch den Kreis der Winde dem Süden ebenso unabänderlich, wie dem Sommer der Herbst folgt. Genauso unausweichlich endet jede Kindheit und muss dem Jugendalter weichen.
Auch wenn die (vor allem im Rückspiegel) die Jugendzeit sehr gerne verklärt gesehen wird und oftmals als ein reiner Zugewinn an persönlichen Freiheiten betrachtet wird, so ist sie doch ohne Frage auch eine Zeit der Erkenntnis, dass die im Süden des Lebens vorgefundene Fülle in Wahrheit nicht ewig andauert. Mama und Papa werden eben nicht für immer da sein, es gilt allmählich mehr Verantwortung zu übernehmen. Es wird verlangt, sich endlich erwachsen zu verhalten. Diese Dinge können für Unsicherheit sorgen. Die Kinder von gestern beginnen Masken zu tragen. Dies mag man rein bildlich verstehen oder auch wörtlich nehmen (Stichwort: Schminken). Im Westen der menschlichen Natur treten Fähigkeiten zutage, die den Menschen erlauben das Gestern zu reflektieren und in Voraussicht an das Morgen zu denken.
Im Sommerwaldlager nehmen wir uns gemäß unserem pädagogischen Ansatz alle Zeit, die es braucht. Wir kommen im Kreis um das Lagerfeuer zusammen. Wir kümmern uns um ggf. aufkommende Konflikte. Es bleibt genug Zeit, um etwa in der Stille der Abendstunden beim Plätschern des nahen Baches über Gegebenheiten in unserer Gruppe nachzudenken und zu beraten. Wir planen das Sommerwaldlager extra mit eher kleinen Gruppen, damit die Betreuerinnen und Betreuer auch Zeit haben, um sich bei Bedarf ausführlich mit einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auseinandersetzen zu können und ihnen bei ihren Anliegen zur Seite zu stehen. Außerdem mag es auch die eine oder andere gezielte erlebnispädagogische Aktion geben, die uns in den symbolischen Westen der menschlichen Natur führen…