Was steckt eigentlich hinter dem Begriff, der unserer Berufung einen Teil ihres Namens gibt?
Ein Erlebnis, wie wir es uns vorstellen, ist im Idealfall eng mit dem Begriff des „Flows“ nach Mihály Csíkszentmihályi verknüpft. „Flow“ ist der Zustand, wenn ein Mensch voll und ganz in seiner Tätigkeit aufgeht. Wenn Hunger und Durst genauso vergessen sind, wie die Zeit, die (im Nachhinein betrachtet) wie im Fluge vergangen ist. Wenn dem Handelnden die Dinge scheinbar von selbst zufliegen, ein Rädchen ins andere greift und alles funktioniert, dann ist der Mensch wohl über sein Handeln in den „Flow“ gekommen.
Der „Flow“ ist ein sehr intensiver Zustand. Unsere Settings, Methoden und Impulse sollen dazu beitragen, dass der Mensch genau diesen Zustand erleben kann. Ob solo oder im Team. Im „Flow“ werden Grenzen überwunden, Gruppen merken, was sie zusammen alles schaffen können und der einzelne Mensch erfährt sich selbst auf völlig neue Art.
Allerdings ist für uns die Voraussetzung zum Erleben nicht erst gegeben, wenn der „Flow“-Zustand erreicht ist. Die Orte in der Natur, die wir aufsuchen, sind für sich schon ein Erlebnis. All die Dinge, die wir an anderer Stelle zu uns und unserer Arbeit erwähnen, tragen zum Erlebnis bei: das Heraustreten aus dem Alltag, die Ruhe, der Spaß, das gemeinsame Kochen und Essen, das Sitzen am Feuer. Diese Dinge und noch viele mehr kreieren als Gesamtsetting in vielen kleinen Schritten eine Zeit und einen Ort, die als sehr erlebnisreich in Erinnerung bleiben.
An dieser Stelle ist natürlich der Bereich des Garantierbaren endgültig verlassen. Wenn wir bereits feststellen, dass es weder uns noch anderen möglich ist, Erlebnisse auf „Knopfdruck“ zu generieren, so gilt dies mindestens genauso für wie auch immer geartete Erkenntnisgewinne durch unsere Erlebnispädagogik.
Der Autor dieser Zeilen kann in diesem Zusammenhang nur auf seine eigenen Erfahrungen mit erlebnispädagogischen Settings und Methoden verweisen:
„So haben die Erlebnisse und der Umgang mit ihnen während meiner Ausbildung zum Erlebnispädagogen dazu geführt, dass ich vieles über mich erfahren habe, dass mir vorher unbekannt war. Letztlich war es sogar so intensiv, dass ich nun selbst erlebnispädagogische Settings für andere Menschen bereitstellen möchte. Auch wenn mir die meisten Aspekte unseres Haltungskreises schon vor meiner Zeit als Erlebnispädagoge (zumindest in der Theorie) bekannt waren, so hat mich erst das eigene Erleben und die daraus resultierenden Erkenntnisse diese Dinge authentisch in mein Leben und meine Arbeit integrieren lassen.“ (Daniel Merz)
Wenn auch andere Menschen durch die erlebnispädagogische Arbeit zu Erkenntnissen im Großen und/ oder Kleinen gelangen, die sie bewegen, so ist dies wunderbar und ein sehr schönes Ergebnis unserer Arbeit!
Wir halten es für wichtig, dass die Menschen Gelegenheit haben ihre Erlebnisse angemessen zu reflektieren. Dies geschieht am besten, wenn das Erlebte noch nicht lange in der Vergangenheit liegt. Wie eine angemessene Reflexion aussieht, ist von Erlebnis zu Erlebnis und von Mensch zu Mensch verschieden. Vielleicht benötigt der eine die Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang im Wald, während ein anderer in einem Zwiegespräch mit der Leitung über die Geschehnisse sprechen möchte. Der Rest der Gruppe möchte vielleicht am liebsten mit allen gemeinsam über alles reden.
Wir können sagen, dass es für uns darauf ankommt alle Aktionen mit der gebotenen Ruhe und in einem ausreichend großen Zeitfenster anzugehen, um allen die Gelegenheit zu einer ihnen angemessenen Reflexion zu verschaffen. Die Möglichkeit, die individuellen Erlebnisse in einer gemütlichen und zugleich aufmerksamen Runde den anderen Gruppenmitgliedern auf freiwilliger Basis zu erzählen und die anderen Geschichten zu hören, gehört bei uns i.d.R. zu den unterschiedlichen Methoden (vor allem bei Einzelaufgaben) immer dazu.
Zuletzt noch ein paar Worte darüber, was wir nicht wollen: Wir wollen die Erlebnisse NICHT „zerreden“, nicht endlos analysieren. Bei Redebedarf stehen wir bereit. Ansonsten halten wir Erlebnisse meistens für sehr aussagekräftig in sich selbst, haben dies schon oft selbst so erlebt und erleben es immer wieder neu. Hier kommt für uns eine deutliche Prise „The Mountains Speak For Themselves“ ins Spiel.